Saisonkalender & Praxisleitfaden für Wanderreiter
Wer mit dem Pferd draußen unterwegs ist, bewegt sich im Lebensraum von Wildtieren und in Kulturlandschaften, die bewirtschaftet werden. Damit dein Ritt entspannt verläuft und Natur, Wild & Landwirtschaft geschont werden, hilft gute Planung – vor allem rund um Naturschutzgebiete (NSG), Brut- & Setzzeiten sowie Jagdtermine. Dieser Leitfaden zeigt dir, worauf es ankommt, wie du Termine im Blick behältst und wie du dich im Zweifel richtig verhältst.
Schutzgebiete verstehen (Kurzüberblick)
- Naturschutzgebiet (NSG): Strengster Schutz. Wegegebot praktisch immer; Reiten oft nur auf ausgewiesenen Wegen erlaubt (mancherorts ganz untersagt).
- Landschaftsschutzgebiet (LSG): Milderer Schutz; Reiten auf Wegen zumeist erlaubt. Lokale Satzungen prüfen.
- Natura 2000 / FFH-/SPA-Gebiete: Europäisches Schutznetz (Lebensraum-/Vogelschutz). Häufig zusätzliche Auflagen in sensiblen Zeiten (z. B. Brut).
- Biosphärenreservate/Naturparke: Großräumiger Schutz & Nutzung – häufig gute Reitinfrastruktur, aber Teilflächen mit strikteren Regeln möglich.
Merke: Regeln sind lokal! Vor jeder Tour Gebietsverordnung bzw. Hinweistafeln checken – und im Zweifel die „ruhigere“ Alternative wählen
Brut- & Setzzeiten: sensible Monate
- Generell: Frühling bis Sommer ist die empfindlichste Zeit. Viele Bundesländer definieren Brut- & Setzzeit grob von 1. März bis 15. Juli (lokale Abweichungen möglich).
- Was heißt das für Reiter:innen?
- Striktes Wegegebot einhalten (keine Querfeldein-Abkürzungen).
- Ruhiges Tempo, besonders in Feldmark, Heiden, Dünen, am Ufer und in Moor- oder Wiesenbrüter-Gebieten.
- Hunde anleinen (viele Länder schreiben das in der Zeit ausdrücklich vor).
- Auf Bodenbrüter-Hinweise achten (Lerche, Kiebitz, Brachvogel, etc.).
Jagdtermine:
- Regelmäßige Jagdzeiten variieren nach Bundesland & Wildart. Grob gilt:
- Drückjagden (bewegte Jagd) schwerpunktmäßig Oktober bis Januar (v. a. Schwarzwild/Schalenwild).
- Bockjagd vielerorts Mai/Juni und Herbst, Rotwildbrunft September/Oktober (Wild ist dann ruhebedürftig).
- Praktisch für dich:
- Vorher anrufen: Revierförsterei/Jagdpächter:in/Forstamt fragen, ob zeitnah Jagden stattfinden.
- Aushänge an Waldparkplätzen lesen (Drückjagden werden häufig ausgeschildert).
- Alternativroute parat haben; an Jagdtagen Wälder meiden oder Randzeiten wählen.
- Sichtbar reiten (reflektierende Elemente bei Dämmerung), ruhig bleiben, Abstand zu Sammelpunkten.
Hinweis: Es gibt keine bundesweit einheitliche Liste, die alle Jagdtermine zentral ausweist – die Planung läuft lokal. Im Zweifel erkundigt euch, bei eurem lokalen Jäger oder Förster.
Landwirtschaft & Forst im Jahreslauf
- Grünlandmahd & Kitzschutz (Mai–Juni): Wiesen mit Markierungen/Flaggen weiträumig meiden, Kitze liegen oft im Bestand.
- Heu- & Getreideernte (Juni–August): Mehr Maschineneinsatz auf Wegen; Staub, Lärm, Verkehr – frühe Morgenritte sind oft angenehmer.
- Holzernte (Spätherbst–Frühjahr): Gefahren durch Rückegassen, Windwurf, Maschinen – immer Aushänge beachten, Absperrungen respektieren, langsam passieren.
Hier eine Übersicht
Saisonkalender für Wanderreiter
Routenplanung:
- Gebiete prüfen: Karte öffnen (Topokarte/Behörden-Viewer/Schutzgebiets-Karte) → Verlauf deiner Route mit NSG/FFH/LSG abgleichen.
- Sensible Zeiten markieren: Liegt dein Tourtermin in März–Juli (Brut/Setzzeit) oder Okt–Jan (Drückjagd-Hochsaison)?
- Lokale Kontaktaufnahme: Forstamt/Jagdpächter:in kurz anrufen oder per Mail anfragen (Route, Datum, Uhrzeit, Rückrufnummer).
- Plan B anlegen: Alternative Route (mehr offene Wege/Feldmark), alternative Uhrzeit (früh/spät) bereitlegen.
- Team briefen: Wegegebot, ruhiges Reiten, keine Abkürzungen, Hunde leinen, Absperrungen respektieren.
- Vor Ort checken: Parkplatz-Aushänge lesen (Jagd/Holzernte), frische Markierungen beachten (Mäh-Kennzeichnung, Rückegassen).
- Spuren lesen: Ungewöhnlich viel Fahrzeug-/Hunde-/Fußverkehr am Waldrand → evtl. Jagdvorbereitung: umplanen.
Verhalten unterwegs:
- Ruhe zuerst: Tempo reduzieren, kein Traben/Galoppieren in sensiblen Passagen.
- Wege bleiben Wege: Keine „weichen Ränder“ in Wiesen/Heide austreten, Ufer nicht betreten.
- Sichtbarkeit: In Dämmerung Reflektoren/Leuchtbänder
- Begegnen & Ansprechen: Freundlich grüßen, Distanz wahren – ob Ernte, Jagd, Naturschutzarbeit.
- Absperrung = Ende: Nie ignorieren, auch wenn „nur ein kurzes Stück“ fehlt. Wenn Arbeiter vor Ort sind ggf. nett Fragen, ob eine Passage möglich ist.
- Hunde: In Brut/Setzzeit und im Wald grundsätzlich an die Leine.
- Meldung: Gefahrenstellen/illegale Sperrungen/geschwächte Wildtiere mit genauer Position melden (Forstamt/Untere Naturschutzbehörde/Jagd).
- Kontaktliste pflegen: Notiz mit Forstrevier, Gemeinde, Jagdpächter (Telefon/Mail) für deine Stammregion. Wenn du dir unsicher bist, Frage vorher. Mit den meisten Jägern kann man gut sprechen. Gleiches gilt für Landwirte, die wenn man fragt oft kein Problem damit haben, eine Passage über ein Stoppelfeld zu erlauben.
Rechtlicher Hinweis
Regelwerke (Reit-/Waldgesetze, Jagdzeiten, Gebietsverordnungen) unterscheiden sich je Bundesland und teils bis auf Gemeinde-/Kreisebene. Dieser Artikel bietet keine Rechtsberatung. Prüfe stets die lokal gültigen Verordnungen und Aushänge und halte dich an Beschilderungen vor Ort.

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